Geschätztes Land und Volk von Uri
Es freut mich, Sie als neu gewählter Landammann des Kantons Uri zur Landeswallfahrt begrüssen zu dürfen. Es ist schön, dass Sie mit ihrer Teilnahmeeine Tradition aufrechterhalten, die wir heute nötiger haben, denn je.
Vor einem Jahr haben wir die Landeswallfahrt unter das Motto «Ichschenke dir ein Lächeln» gestellt. Das vergangene Jahr war das Jahr nach der Pandemie. Eine Zeit, die für uns alle in verschiedener Hinsicht sehr schwierig war. Ein Lächeln hat die magische Kraft, dass es Dinge zum Positiven verändern kann.
Ich habe darum im vergangenen Jahr immer wieder meiner Frau, meinen beiden Kindern, aber auch meinem privaten und beruflichen Umfeld bewusst ein Lächeln geschenkt. Ich hoffe, dass auch Sie in ihrem Umfeld hie und da bewusst jemand angelächelt haben. Und vielleicht haben Sie ja auch einmal jemanden Unbekannten bewusst ein Lächeln geschenkt?
Für die Landeswallfahrt hätten Sie für dieses Jahr kein besseres Motto wählen können, das an das letztjährige anknüpft. Die heutige Landeswallfahrtsteht unter dem Motto «Regenbogen». Ein Regenbogen zaubert mir regelmässig ein Lächeln in mein Gesicht. Wie ein Lächeln steht auch der Regenbogen als Symbol dafür, dass wieder bessere Dinge kommen, etwas zum Positiven verändert.
Seit mehr als 100 Jahren pilgert das Urner Volk entweder zur Muttergottesnach Einsiedeln oder nach Sachseln zum Bruder Klaus. Selbst im Pandemiejahr2020 haben wir es in kleinstem Kreise getan, als der Bundesrat keine grösseren Gruppen als 10 Personen zugelassen hat. Die Welt sieht heute natürlich andersaus, als vor 100 Jahren. Aber wir beten immer noch gemeinsam, wir tun es füreinander und mit unserer Stimme. Gott versteht jede Sprache. Und Grund zu beten haben wir nach wie vor mehr als genug.
Die heutige Gesellschaft, also wir, stehen vor der Aufgabe, grosse Veränderungen zu bewältigen, die durch Treiber wie Klimawandel, Globalisierung, Digitalisierung und Demographie beeinflusst werden. Auch der Krieg in der Ukraine führt uns wieder einmal vor Augen, dass die Gesellschaft verletzlich, der Zusammenhalt untereinander erneut auf dem Prüfstand ist. Es scheint fast, dass die guten Zeiten, die wir in den vergangenen Jahrzehnten gehabt haben, definitiv vorbei sind.
Nicht nur die Politik, sondern wir alle sind gefordert, aus diesen Herausforderungen das Beste zu machen und diese zu meistern. Wir können nicht alles ändern, manchmal ist etwas auch Schicksal oder es ist einfach etwas Gegebenes, was wir entgegen zu nehmen haben. Gegebenes entgegen zu nehmen und zu hoffen, aber auch alles zu tun, dass es wieder besser kommt. Dazu braucht es Mut und Zuversicht, und ab und zu einen Regenbogen am Himmel. Denn wie heisst es so schön: „Wer einen Regenbogen will, muss den Regen in Kauf nehmen.“
Ein Regenbogen ist ein farbenfrohes Spiel am Himmel zwischen Wasser und Licht, zwischen Regen und Sonne. Er ist ein erfrischendes und auch tröstliches Ereignis am Himmel, das den Betrachtern Hoffnung und utopische Gedankenschenkt. Und das brauchen wir in dieser Zeit.
Ich wünsche uns allen viele Regenbogen und damit viel Mut und Zuversicht für das nächste Jahr.
Der Landammann des Kantons Uri
Urs Janett